Hallo! Grüße und Höflichkeit! Ich bin ein afghanischer Auswanderer, im Iran geboren. Ich hatte viele Probleme im Iran. Es hat viele Tage gedauert, bis ich in der Türkei ankam. Ich war zwei Monate in der Türkei. Ich habe zwei Mal versucht mit dem Schiff nach Italien zu fahren. Aber das hat nicht geklappt. Langsam hatte ich meine Hoffnung verloren. Beim dritten Mal waren 90 Leute fünf Tage und sechs Nächte im Schiff. Bis wir in Italien ankamen. Wir haben zwei Wochen in einem Camp für Minderjährige verbracht und danach sind wir nach Deutschland weitergereist. In Deutschland wurden wir gut von den Polizisten behandelt. Ich bin deswegen sehr froh. Nachdem sie uns freundlich willkommen geheißen haben, habe ich einen iranischen Dolmetscher kennengelernt. Er hat für uns das Übersetzen im Zug übernommen und uns in ein altes Hotel gebracht. Ich bin sehr froh, weil ich in einem Land angekommen bin, in dem ich Ruhe und Sicherheit habe. In der Hoffnung, dass eines Tages wieder in mein Land Frieden, Ruhe und Barmherzigkeit zurückkehrt. Alle Menschen sind Teile eines Körpers, der aus dem gleichen Schatz erschaffen wurde. Wenn das Schicksal einem Teil davon Schmerz zufügt, können die anderen Körperteile das nicht ignorieren.
1995. Ein junger Münchner Student trifft einen jungen Deserteur aus Belgrad. Du magst Filme?, fragt der Student. Der Deserteur nickt. Ok, dann schreibe eine Geschichte über das Leben im Asylcontainer, ich besorge das Geld und das Equipment und wir drehen einen Kurzfilm. “Alle paar Wochen wird meine Aufenthaltserlaubnis verlängert. Ich kann meine Zukunft nicht planen, deswegen ist sie so bedrohlich. Sie besitzt keinen Boden, ich erwarte ständig einen Sturz in die Ungewissheit. Die Menschen hier sehen schrecklich aus. Vermutlich, weil sie sich fühlen wie ich. Ich teile das WC mit diesen Menschen. Ich verspüre Ekel. Mich ekelt es, während ich mich auf die WC-Schüssel setze und die anderen Menschen ekeln sich in dem Moment, in dem ich mich auf die WC-Schüssel setze.”
Milbertshofen, Pragerstraße44-46, Winter 1995
Buch & Regie: Denijen Pauljević Produzent: Matthias Weinzierl Kamera & Ton: Gasan Alpaslan und Martin Noweck Schnitt: Ahmed Savasci Musik: Christian Nothaft Maske: Christiane von Hahn Darsteller: Denijen Pauljević, Matthias Weinzierl, Christian Nothaft, Branka Zeković, Mirsada und Basto Sprecher: Denijen Pauljević Foto: Martin Noweck Verpflegung + Bauten + Kinderbetreuung: Marion Sobotka, Angela Schubert, Momo Tietz, Julia Baraniak, Thomas Graf Dank an die Bewohner der Asylunterkunft Pragerstraße
Glück ist, wenn ich in Deutschland bleiben kann. Glück ist, wenn ich am 1. Januar meinen Geburtstag habe. Glück ist, wenn ich meinen Bruder in Schweden besuchen kann. Glück ist, wenn ich im REWE-Supermarkt arbeiten kann. Glück ist, wenn ich mit meinen Freunden ins Restaurant gehe. Glück ist, wenn ich einen deutschen Film verstehe. Glück ist, wenn ich eine Arbeit finde. Das alles ist Glück für mich.
Glück ist, wenn ich fertig mit der Schule bin. Glück ist, wenn ich meinen deutschen Pass habe. Glück ist, wenn ich keine Strafe in S-Bahn oder Bus habe. Glück ist, wenn ich kein Problem mit der Polizei habe. Glück ist, wenn ich in der Schule Deutsch verstehe. Das alles ist Glück für mich.
Glück ist, wenn man seit 10 Jahren verheiratet ist. Glück ist, wenn ich nach 1 Jahr gutes Deutsch spreche. Glück ist, wenn ich in der Allianz Arena Fußball schauen kann. Glück ist, wenn ich in Angola Urlaub machen kann. Glück ist wenn ich um 11 Uhr ins Kino gehe. Glück ist, wenn ich meine Familie treffe. Glück ist, wenn ich meine Schwester im Sudan Oder ihren Sohn in Schweden besuchen kann. Das alles ist Glück für mich.
Glück ist, wenn ich in der Schule lerne Glück ist, wenn ich Deutsch verstehe Glück ist, wenn ich nächstes Jahr meine Familie besuchen kann. Glück ist, wenn mein Betreuer gut ist. Glück ist, wenn ich gesund bin. Glück ist, wenn ich mit meinem Freunden ein Foto machen kann. Glück ist, wenn ich nächstes Jahr arbeiten kann. Glück ist, wenn ich mit meinen Freunden tanze. Das alles ist Glück für mich.
Glück ist, wenn ich bald gut Deutsch spreche Und als Mechaniker arbeite. Glück ist, wenn ich ein Mal nach Amerika reisen kann. Glück ist, wenn ich mit meiner Familie zusammen bin. Glück ist, wenn ich in meinem Beruf Geld verdiene. Glück ist, wenn ich im Test die Note 1 habe. Glück ist, wenn ich gute Gedanken habe. Das alles ist Glück für mich.
Glück ist, wenn du ein neues Baby hast. Glück ist, wenn ich beim Fußball ein Tor schieße Glück ist, wenn ich ein Mal in Italien Urlaub machen kann. Glück ist, wenn ich ein Mal nach Berlin fahren kann. Glück ist, wenn ich ein großes Fest machen kann. Glück ist, wenn ich studiert haben werde. Glück ist, wenn ich alten Menschen helfen kann. Glück ist, wenn ich meine Freunde besuchen kann. Das alles ist Glück für mich.
Gärtnerplatzviertel, Augsburgerstr., 13. Nov. 2015 Gespräch: Uche und Christine Umpfenbach
Was hat dir damals geholfen in München anzukommen? Am Anfang war überhaupt keine Rede von „Ankommen“. Man hat das Gefühl nur körperlich, aber nicht wirklich hier zu sein. Die Lebensumstände als Geflüchteter sind so, dass man kein Gefühl von Ankommen haben kann. Es hat gedauert. Es ist ein Prozess. Dadurch, dass man im Asylverfahren steckt, dass die Zukunft ungewiss ist, kann man trotz guter Freunde, trotz guter Begegnungen sich nicht richtig angekommen fühlen. Erst als mein Asylverfahren positiv ausgegangen ist, als ich diesen Bescheid bekommen habe, dass ich hier bleiben darf, hatte ich das Gefühl von Angekommen-Sein. „Okay, jetzt darf ich hier bleiben, jetzt darf ich anfangen das zu tun, was ich hier gern tun möchte.“ Vier Jahre nach meiner Ankunft hier in München, war das.
Was wolltest du hier gerne tun? Mich um Arbeit kümmern. Ich habe in Nigeria studiert und fast 10 Jahre als Umweltberater gearbeitet. Erst mit der Aufenthaltserlaubnis durfte ich mich aber um Arbeit in meinem erlernten Beruf kümmern. Ich habe dann als erstes ein Ergänzungsstudium in Umwelttechnik gemacht. Als Asylbewerber durfte ich nicht studieren. Ich wollte mich auf den aktuellen Stand bringen, damit ich mich auf dem Arbeitsmarkt bewerben kann. Und ich wollte aus dem Flüchtlingslager ausziehen in eine normale Wohnung.
Dein Gefühl war, dass du durch das Studium in deinem Bereich arbeiten kannst? Das Gefühl zu haben war eine Sache, aber die Wirklichkeit war eine andere Sache. Nach diesem Ergänzungsstudium habe ich angefangen mich zu bewerben. Ich habe mich beworben, beworben, beworben, beworben. Ich habe über 200 Bewerbungen geschickt. Die meisten nach Deutschland, ein paar ins Ausland. Aber nur einmal habe ich ein Vorstellungsgespräch bekommen. Von 200 Bewerbungen. Das war ein bisschen demotivierend. Aber trotzdem wusste ich noch, dass ich angekommen bin. Auch wenn das mit den Bewerbungen nicht geklappt hat.
Warum denkst du, hat es nicht geklappt? Das hat -meiner Meinung nach- mit der Gesellschaft zu tun. Weil ich kein Deutscher bin, weil ich einen komisch klingenden Namen habe, weil man z.B. in Deutschland ein Foto auf seinem Lebenslauf haben muss und man sieht: das ist irgendein Afrikaner, und …es gibt immer noch sehr viel Rassismus, sehr viele Vorurteile in der deutschen Gesellschaft. Das ist so. Ich denke, dieses sich bewerben, bewerben, bewerben ohne eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu bekommen, hatte damit zu tun.
Jetzt arbeitest du ja im bayerischen Flüchtlingsrat, Wie kam das? Ich hatte mich viel politisch engagiert. Irgendwann gab es eine freie Stelle. Und die Leute kannten mich und wussten, dass ich das machen kann und deswegen habe ich den Job hier bekommen.
Was denkst du über das Willkommen in München? Erstmal ist das eine sehr tolle Sache, dass sich die Leute wirklich engagieren, sich einbringen, rauskommen und sagen, wir heißen diese Menschen willkommen. Als ich 2003 nach Deutschland gekommen bin, war das nicht so. Für mich ist das ein Zeichen, dass sich die Gesellschaft verändert hat. Ein bisschen. Es gibt auch noch die feindliche Stimmung. Menschen, die keine Geflüchteten und keine fremden Menschen sehen wollen. Aber die Willkommensstimmung ist ein gutes Zeichen, ein Fortschritt.
Deutschland schmeckt wie frisches Gemüse, Deutschland riecht nach Zitrone, Deutschland sieht aus wie im Kino, Deutschland klingt nach fahrenden Zügen, Deutschland fühlt sich an wie schwarz und weiß. Ich liebe Schwimmen, weil ich das Wasser mag. Ich liebe Flughafen, weil ich gerne nach Eritrea reise. Ich liebe das Deutsche Museum, weil ich Technik mag. Ich liebe Tiere, weil ich die Natur mag. Ich liebe Musiker, weil ich gerne singe. Ich liebe die Bibliothek, weil ich gerne Bücher lese. Ich bin seit 1 Jahr in Deutschland. Am liebsten spiele ich Fußball. Und gehe ins Theater. Mein Lieblingsessen ist Schokolade. Und mein Traumberuf ist Restaurantchef.
Ich liebe deutsche Filme, weil ich dabei Deutsch lernen kann. Ich liebe Kino, weil es sehr viel Spaß macht. Ich liebe Reisen, weil ich mag andere Länder. Ich liebe meinen Friseur. Ich liebe Fußball, weil Sport gut für mich ist. Ich liebe die Schule nicht, weil Deutsch lernen ist sehr schwer. Ich liebe Hühnchen essen, weil das ist gesund. Ich liebe Audi, weil das ist ein sehr schnelles Auto. Ich liebe dich, weil ich mag dich. Mein Lieblingsessen ist Hühnchen und Spaghetti. Ich mag Fußball, Tischtennis und Cricket. Ich bin seit sechs Monaten in Deutschland. Meine Lieblingsfarbe ist blau. Ich möchte immer reisen.